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Eine Folge der über Jahrhunderte währenden Kleinstaaterei waren unter anderem politisch völlig undurchschaubare Verhältnisse. Viele Herrschaftsgebiete wechselten ihre Ausdehnungen und waren oftmals geografisch unzusammenhängend und zersplittert. Dies war auch in unserer Region der Fall. Eine fast absurd anmutende Folge war der Streit um den Idarbann im Jahr 1766, bei dem drei streitende Parteien in die Auseinandersetzung um dieses relativ kleine und unbedeutende Stück Land verwickelt waren. Diese hätte beinahe zu einer militärischen Auseinandersetzung geführt.

Text: Edgar Mais Illustrationen: Victor Roubanov

Am Idarbach drohte bewaffneter KonfliktIm Jahre 1766 stritten sich nach dem Tod des Herrschers von Oberstein drei Parteien um den Idarbann - Konfrontation am heutigen Alexanderplatz Die bis zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 vorherrschende deutsche Kleinstaaterei war in unserer Region besonders ausgeprägt. Folge waren häufig völlig unübersichtliche Besitz- und Herrschaftsverhältnisse. Ein schon beinahe absurdes Beispiel dafür liefert ein Streit um den Idarbann im Jahre 1766.

IDAR-OBERSTEIN. Am 17. November 1766 starb der Graf von Leiningen-Heidesheim und Herr von Oberstein, Christian Karl Reinhard. Der verschwenderische Herrscher hinterließ keine männlichen Erben. So fiel die Herrschaft Oberstein zurück an die alten Lehnsherren. Anspruch erhoben die sponheimischen Gemeinsherren Pfalz-Zweibrücken und Baden, zum andern Kurtrier, und schließlich Nassau-Saarbrücken.

Für Kurtrier handelte der in Oberstein anwesende kurtrierische Notar Hirsemeier sofort. Auf Schloss Oberstein teilte er dem gräflichen Amtmann Goll mit, dass er für Kurtrier vom Schloss, der Felsenkirche und der Schwarzmühle, einer Getreidemühle, die etwa am heutigen Stadthaus gelegen war, Besitz ergreife. Es gab keinen Widerspruch.

Ganz anders in Idar. Dorthin kam der Birkenfelder Gerichtsschöffe Trein. Am Haus des Peter Georg Jochum nahm er Erde vom Boden auf, warf sie in die Höhe und erklärte dabei mit laut vernehmlicher Stimme, dass die Sponheimer Gemeinsherrschaft von Idar und dem gesamten Idarbann Besitz ergreife. Als Trein das sponheimische Wappen annageln wollte, stellte er aber fest, dass er Hammer und Nägel vergessen hatte.

Unmittelbar darauf erschien der in Idar stationierte herrschaftliche Jäger Görlitz, um die Herrschaft von Nassau- Saarbrücken zu dokumentieren. Er hatte Hammer und Nägel dabei und schlug das Nassau-Saarbrücker Patent am Haus Juchem an. Der Birkenfelder Schöffe Trein hielt sein Patent mit beiden Händen an das Haus und protestierte laut und vernehmlich.Huldigung wird befohlen

Der Amtmann Fabert von Schloss Birkenfeld war von seinen Gemeinsherren Pfalz- Zweibrücken und Baden aufgefordert worden, das Lehen umgehend in Besitz zu nehmen. Sie begründeten ihren Anspruch mit dem sogenannten "Idartal", einem frühen sponheimischen Lehen an die Obersteiner, was aber nicht mehr näher definiert werden konnte. Fabert begab sich nun mit dem kaiserlichen Notar Diehl nach Idar. In einem Rundschreiben forderte Amtmann Fabert alle Untertanen auf, sich am nächsten Tag zur Huldigung einzufinden. Es war wichtig, vor den anderen Herrschaften vollendete Tatsachen zu schaffen. Das Rundschreiben ließ er den Bürgermeistern im Idarbann persönlich zustellen und den Empfang schriftlich bestätigen.

Der sponheimische Notar Diehl begab sich mit zwei Zeugen auch nach Kirschweiler, verlas dort das Besitzergeifungspatent und ließ die sponheimischen Wappenschilder anbringen. Die Bevölkerung erschien aber nicht, weil sie bereits seit dem 14. Jahrhundert zum Amt Wildenburg gehörte.

Die Nassau-Saarbrücker hatten den Amtmann Goll von Schloss Oberstein als Kommissar zur Wahrnehmung ihrer Interessen ernannt. Der begab sich am nächsten Morgen nach Idar und beschaffte sich zwei Zeugen: den leiningischen Förster Görlitz und den Gerichtsschöffen Schmidt. In Idar ließ Goll die Gemeinde zusammenkommen und verkündete, der Graf sei tot und der Idarbann gehe an die Fürsten von Nassau-Saarbrücken über, und zwar an den Erbprinzen Carl Wilhelm, den Schwiegersohn des verstorbenen Grafen Christian Carl Reinhard.Truppen rücken an

Dann ließ er das Nassau- Saarbrücker Wappen am Haus des Jochum anschlagen und das Besitzergreifungspatent des Erbprinzen an der Pfarrkirche. Damit begnügte sich der Obersteiner Amtmann Goll nicht. Er begab sich zu Pferd mit seinen Zeugen nach Hettstein, Diefenbach, Hettenrodt und Mackenrodt, um dort ähnlich wie in Idar zu verfahren. In Algenrodt war ihm Gerichtsschöffe Trein zuvorgekommen.

Nach Enzweiler begab er sich nicht mehr, weil "alle Gänge" inzwischen von bewaffneten Bauern besetzt waren. Schließlich rückte der Birkenfelder Amtmann Fabert mit bewaffneten sponheimischen Bauern und Landmilizen aus den Ämtern Birkenfeld und Herrstein in Idar ein und ließ sie am heutigen Alexanderplatz Aufstellung nehmen. Die nassauischen Wappen ließ er entfernen und heftete die sponheimischen Hoheitszeichen an.

Den herrschaftlichen Jäger Görlitz, der nach Idar zurückgekehrt war, ließ Fabert einsperren, weil er das nassau- saarbrückische Patent angeschlagen hatte. Fabert schien nun Herr der Lage zu sein. Aber am frühen Abend erschien ein Saarbrücker Kammerrat in Idar. Er teilte mit, dass ein Kontingent nassau- saarbrückischer Soldaten unterwegs sei, um die Rechte der Saarbrücker zu sichern. Diese Truppe war etwa 88 Mann stark und traf in der Nacht vom 18. auf den 19. November ein.

Mit diesem militärischen Schutz begaben sich die beiden Anführer der Nassau- Saarbrücker an die hölzerne Brücke über den Idarbach und verlangten von Amtmann Fabert "dass die sponheimische Mannschaft in Güte weiche. Andernfalls trüge er die Verantwortung, wenn es zu bewaffneter Auseinandersetzung komme."Streit erreicht Höhepunkt

Die bewaffneten Mann schaften standen sich drohend gegenüber. Fabert, dessen Truppe inzwischen etwa 400 Mann zählte, ließ sich aber nicht einschüchtern. Der Streit erreichte seinen Höhepunkt, als der Kommissar des Trierer Kurfürsten am Morgen des 19. November mit etwa 90 Soldaten am Idarbach erschien. Er vertrat die Ansprüche des Kurfürsten von Trier als Oberlehnsherr des gesamten Idarbanns und forderte den Abzug des Saarbrücker Militärs, obwohl man ihm erklärte, es ginge den Nassau-Saarbrückern lediglich um den Idarbann, nicht um das Idartal. Auch Amtmann Fabert forderte den sofortigen Abzug der Saarbrücker. Diese protestierten noch einmal heftig, zogen aber dann mit ihrer Mannschaft ab. Die Sponheimer jubelten und schossen in die Luft.

Der Trierer Kommissar und Amtmann Fabert einigten sich, dass der Idarbann von den sponheimischen Gemeinsherren besetzt bleibe, während Kurtrier den übrigen Teil der Obersteiner Herrschaft in Besitz nahm und damit auch den Ort Idar links des Baches. Die Kontrahenten blieben also zu beiden Seiten des Idarbachs, die Sponheimer rechts, die Trierer links des Baches.

Der Amtmann Fabert dankte seinen mutigen "Streitern". Erinnerte die Idarbänner daran, dass sie am nächsten Morgen zur Huldigung zu erscheinen hätten. Nassau-Saarbrücken erhob gegen das gewaltsame Vorgehen der Sponheimer Klage beim Reichskammergericht in Wetzlar und erhielt später, den Idarbann betreffend, auch Recht.



 


Der Idarbann, der von Enzweiler in südwestliche Richtung bis hinter Kirschweiler reichte. Er kam 1321 als Lehen zur Herrschaft Oberstein. Zeichnung von Klaus Eberhard Wild.


Der Birkenfelder Amtmann Fabert besetzte mit mit etwa 400 bewaffneten Bauern und Landmiliz die Brücke am Idarbach (links). Der Saarbrücker Kammerrat war mit 80 Soldaten und der Trierer Kommissar mit 90 Soldaten angerückt.


Absurder Streit vor 240 JahrenAbsurde Realsatire im Barockzeitalter: Der Förster Görlitz (rechts) hat das Besitzergreifungspatent der Herrschaft Nassau-Saarbrücken an das Haus des Peter Georg Juchem in Idar angeschlagen. Aber schon eilen der Birkenfelder Amtmann Fabert und der Gerichtsschöffe Trein herbei, um das Patent abzureißen und ihrerseits das sponheimische Wappen anzubringen. Der Streit der Herrschaftshäuser entbrannte nach dem Tod des Herrn von Oberstein, dem Grafen Christian Karl Reinhard, im Jahr 1766. 

 
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